[ PORTRÄT ]

CEO der Riedel Glasfabrik // Österreich

Begegnung mit Maximilian Riedel, CEO der Riedel Glasfabrik, Österreich

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Begegnung mit Maximilian Riedel

"Ich möchte die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft miteinander verbinden."

Maximilian Riedel ist der umtriebige Erbe eines traditionsreichen Hauses, das 1756 gegründet wurde. Während er das Image des Hauses modernisiert, ist er zugleich bestrebt, seine ursprüngliche Identität zu bewahren. @maxiriedel in den sozialen Netzwerken, Erfinder des „Sunday Wine Fun Day”, hat fast 600.000 Follower auf Instagram und seine Posts werden von Millionen von Menschen gelesen. Zwischen zwei Reisen und zwei flammenden Videos hat er sich mit uns in Paris zu einem Gespräch im Zeichen der Begeisterung und des Genusses getroffen.

Eine Porträtserie von Weinliebhabern, bekannten oder weniger bekannten; sie sind Künstler, Schriftsteller, Abenteurer, Köche, Sommeliers, Konditoren … und sie enthüllen ihre intime Beziehung zum Wein.
Unterschrift EuroCave

Sie stehen in der siebten Generation an der Spitze des Hauses Riedel. Was bedeutet das im Alltag für Sie?

MAXIMILIAN RIEDEL

Ich trage eine große Verantwortung. Zehn Personen vor mir haben einen fantastischen Job gemacht. Wenn ich scheitere, dann lasse ich sie alle im Stich. Ich habe aber auch einen riesigen Vorteil. Meine Vorfahren haben etwas aufgebaut, das ich fortführen darf. Und als ich zehn Jahre lang in Amerika gelebt habe, habe ich begriffen, welche Bedeutung diese Geschichte hat. In Amerika wollen die Leute Geschichten hören. Als sie die Geschichte meiner Familie hörten und verstanden, waren sie höchst erstaunt und sie haben gekauft. Mein Vater hat in seinem ganzen Leben noch nie Storytelling betrieben. Er war ein Nachkriegskind, hatte eine andere Mentalität, war der Zukunft zugewandt. „Ich möchte die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft miteinander verbinden. Ich habe Historiker ins Boot geholt, um die einzelnen Puzzleteile zusammenzutragen und ich habe ein Museum gegründet.

Unterschrift EuroCave

Hat sich Ihre Beziehung zum Wein bereits in der Kindheit etabliert. Woran erinnern Sie sich?

MAXIMILIAN RIEDEL

Bei uns war jeden Abend etwas los. Abendessen mit Winzern, Journalisten oder auch einem Chefkoch. Ich musste die Flaschen öffnen, sie dekantieren, daran riechen, zuhören. Mein Gaumen hat sich schon in jungen Jahren entwickelt. Mein Vater hat nach dem frühen Tod seiner Mutter seine Kindheit in Italien verbracht. Bei Geburtstagsfeiern war es dort üblich, den Kindern ein bisschen Moscato d’Asti einzuschenken. Meine Schwester und ich durften auch kosten. Diese Frucht, diese Süße, dieses Schäumen haben mich geprägt.

Unterschrift EuroCave

Und Ihre erste Begegnung mit einem großen Rotwein?

MAXIMILIAN RIEDEL

Ein großartiger Wein lässt sich nicht auf einen Geschmack reduzieren, sondern ist eher eine Stimmung. Große Weine wurden von meinem Vater regelrecht in Szene gesetzt. Château Margaux, Château Mouton Rothschild, Château Petrus u. v. .m. Diese Stille im Raum, die polierten Gläser, das Ploppen des Korkens. All das hat mich fasziniert. Und genau das möchte ich vermitteln und weitergeben.

Unterschrift EuroCave

Auf Instagram erreichen Sie im Monat mehr als 40 Millionen Menschen. Was treibt Sie an?

MAXIMILIAN RIEDEL

Wein ist eine Lebensart, ein Lifestyle. Ich möchte Wein in allen Lebenslagen zeigen, im Winter auf dem Snowboard und im Sommer in der Badehose. Das ist meine Art, die Einschränkungen zu umgehen, die für die Weinkommunikation gelten. In vielen Ländern ist Werbung für Alkohol verboten, aber nicht die Kommunikation eines Lifestyles. Mit meinen Posts versuche ich, zu informieren, zu begeistern und zu vermitteln, indem ich zeige, dass Wein nicht nur ein Getränk mit einem Preis ist, sondern eine Kultur, ein Augenblick, eine Emotion. Und meine Gläser sind Teil dieses Augenblicks.

Zitat

Wein ist eine Kultur, ein Augenblick, eine Emotion. Und meine Gläser sind Teil dieses Augenblicks.

Begegnung mit Maximilian Riedel, CEO der Riedel Glasfabrik, Österreich
Unterschrift EuroCave

Und antworten Sie jedem?

MAXIMILIAN RIEDEL

Ja, ich antworte jedem. Ich bekomme Nachrichten auf Instagram, WhatsApp, per E-Mail. Leute schreiben mir zwecks Weinempfehlungen, Tischreservierungen. Ich beantworte jede Nachricht und antworte jedem. Manche Leute schicken mir Bilder ihrer Gläser, ihrer Weinmomente. Wir sind eine richtige Community geworden.

Unterschrift EuroCave

Wie engagieren Sie sich bei Riedel für die Nachhaltigkeit?

MAXIMILIAN RIEDEL

Ich setze die handwerkliche Produktion in Österreich an erste Stelle, die qualifizierten Glasbläser, die an unserem Standort in Kufstein Gläser vollständig von Hand herstellen. Das ist sozusagen die Haute Couture von Riedel. Lokale Produktion, Verwendung von recycelbarem Glas, kurze Transportwege: All das ist Teil unserer Arbeitsweise. Auch die Verpackungen wurden überarbeitet. Ein Unternehmen kann heute nicht mehr ohne die Einhaltung der strengen Vorschriften geführt werden. In Österreich führen die Behörden unangekündigte Kontrollen durch, überprüfen die Roh- und Werkstoffe und schreiben Normen vor. Das ist unser täglich Brot. Und das finde ich richtig so. Modern zu sein bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen.

Unterschrift EuroCave

Warum haben Sie eine spezielle Glasserie für die Gastronomie entwickelt?

MAXIMILIAN RIEDEL

2001 sagte Daniel Boulud zu mir, dass er meine Gläser gerne in seinem 3-Sterne-Restaurant in New York City verwenden würde, dies aber aufgrund der niedrigen Bruchfestigkeit nicht könne. Also habe ich eine spezielle, bruchsichere Kollektion mit kürzerem Stiel entwickelt: Riedel Restaurant. Das Lustige daran ist, dass wir heute wieder den umgekehrten Weg einschlagen. Dank neuer Technologien verwenden Spitzenrestaurants sehr dünne Gläser, da sie wissen, wie man sie handhabt.

Unterschrift EuroCave

Sie arbeiten auch für einige renommierte Häuser. Welche Erfahrung hat sie am stärksten geprägt?

MAXIMILIAN RIEDEL

Das Projekt Dom Pérignon war absolut fabelhaft. Richard Geoffroy (ehemaliger Kellermeister, Anm. d. Red.) bat mich, ein Glas für den Rosé-Wein zu entwerfen. Wir haben eine erste Verkostungsreihe mit verschiedenen Jahrgängen organisiert, um den Ausdruck des Weins zu verstehen. Ich habe viel von Geoffroys Art, über Wein zu sprechen, von seiner Sensibilität, seiner Präzision, gelernt. Einige Jahre später hat mich Vincent Chaperon (Nachfolger von Richard Geoffroy, Anm. d. Red.) kontaktiert. Dieses Mal ging es darum, ein Glas für das gesamte Sortiment zu kreieren: Rosé, Weißwein, Plénitude usw. Diese spannende Herausforderung wurde durch mehrere Blindverkostungen mit einigen der besten Champagner der Welt gemeistert. Das Ergebnis ist ein konzeptionelles, vielseitiges Glas, das jede Cuvée zur Geltung bringt. Ich bin stolz auf diese Arbeit und stolz darauf, dass heute Persönlichkeiten wie Lenny Kravitz meine Gläser loben. Mein Glas wird von allen diesen Lippen berührt.

Unterschrift EuroCave

Wie sieht die Kreation eines neuen Glases bei Riedel aus?

MAXIMILIAN RIEDEL

Am Anfang steht die Anfrage. Eine Rebsorte, ein Markt, ein Bedarf. Wir organisieren einen Workshop, führen Blindverkostungen durch und sortieren aus. Kürzlich haben wir am Chenin Blanc gearbeitet. Ich habe verschiedene Stile erhalten, selbst verkostet und dann eine Blindverkostung mit den Produzenten organisiert. Es ist absolut faszinierend, dass sie in bestimmten Gläsern ihre eigenen Weine nicht wiedererkennen und in anderen schon. Am Ende war das ausgewählte Glas nicht einmal ein bestimmtes Modell: Es war unser Champagnerglas, das sich perfekt für alle Stile eignet. Ein unvergesslicher Augenblick.

Begegnung mit Maximilian Riedel, CEO der Riedel Glasfabrik, Österreich
Zitat

In bestimmten Gläsern erkennen die Hersteller mitunter ihren eigenen Wein nicht wieder!

Unterschrift EuroCave

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, neben der Glasherstellung noch andere Projekte zu entwickeln?

MAXIMILIAN RIEDEL

Ja, es gab da einmal einen Traum. Mein Vater hatte ein Grundstück in der Toskana gekauft, genauer gesagt in der Maremma. Dort wollte er seine Lieblingssorte, den Cabernet Franc, anbauen. Er hatte das Anwesen zusammen mit Angelo Gaja (Winzer aus dem Piemont, Anm. d. Red.) und James Suckling (amerikanischer Weinkritiker, Anm. d. Red.) besichtigt, alles war in trockenen Tüchern. Doch die italienischen Behörden haben uns eine Abfuhr erteilt. „Sangiovese und sonst nichts, basta“, haben sie gesagt. Das Stück Land haben wir immer noch, aber ohne Weinberge.

Unterschrift EuroCave

Welchen Stellenwert haben Weinkeller in Ihrem Leben?

MAXIMILIAN RIEDEL

Als ich noch in Amerika lebte, hatte ich sechs EuroCave-Weinklimaschränke in meinem Büro! Um Weine für Verkostungen zu lagern, kommen sie auch heute noch in meinem Unternehmen zum Einsatz. Ich schätze ihre Zuverlässigkeit, die einstellbare Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Diese Weinklimaschränke sind für meine Arbeit unverzichtbar.

Gastro-Journalist - Stéphane Méjanès

Der ehemalige Sportjournalist Stéphane Méjanès berichtet seit 2012 für verschiedene Magazine, Zeitschriften und Websites über die Gastronomie in all ihren Facetten. Er ist Autor eines Pamphlets über Gastrokritik, „Tailler une plume“ (Éditions de l'Épure, 2019), sowie mehrerer Bücher von Küchenchefs. Er arbeitet außerdem als Dozent an der Hochschule für Hotellerie und Tourismus ESTHUA in Angers, wo er einen Kurs über Restaurantkritik für Master 2-Studenten anbietet. Zusammen mit Guillaume Gomez und Tiptoque ist er Initiator der Bewegung „Les Chefs avec les Soignants“ (etwa: Chefköche für das Pflegepersonal) und wurde dafür mit dem Solidaritätspreis La Liste 2021 ausgezeichnet. Für seine persönlichen Arbeiten wurde er 2019 mit dem Journalistenpreis „La plume d’or“ ausgezeichnet und 2018 erhielt er den Preis Amunategui-Curnonsky, der Journalisten verliehen wird, die sich in besonderer Weise um den Ruf der französischen Kochkunst verdient machen.

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